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Es gibt kein Zurück: Wie ich mein Budget änderte, um durchzuhalten

Der Januar ist vorbei, und ich habe mein Budget von 80 € schon gerissen. Aber sowas von. Statt der geplanten 80 € habe ich im Januar 95,94 € für alle möglichen Dinge ausgegeben. Für Mascara und Lippenstifte, für Socken und Deo. Boah, wie uncool!

Klar: Mein Overspending hat Gründe. Da wäre zum Beispiel der Fakt, dass ich ein Jahr lang nichts gekauft habe, was ich nicht vorher aufgebraucht habe. Ich würde lügen, würde ich nicht zugeben, dass das in mir eine gewisse Neugierde auf neue Dinge geweckt hat. „Was hab ich verpasst? Was gibt es neues?“

Grund 1: Alte Muster, alte Wünsche

Und das sind meine alten Muster. Mein Wunsch, neue Dinge zu entdecken. Und ich habe es nicht gemerkt, oder vielleicht habe ich gedacht: „Hey, das No-Buy-Jahr 2019 ist vorbei! Jetzt darf ich!“ Super Story, die ich mir da erzählt habe. Das Problem ist nur, dass ich während meines No-Buy-Jahres nicht sehr gut geübt habe, mit meinen Kaufimpulsen sinnvoll umzugehen. Ich habe gelernt, sie zu unterdrücken und wegzuschieben. Dass das zwei verschiedene Dinge sind, merke ich jetzt.

Grund 2: Reaktanz

Und dann war da die Sache mit den 80 €. Die Zahl hatte ich an meinem alten Taschengeld von irgendwanneinmal orientiert. Das rächte sich: Ich war so widerwillig, innerhalb dieser 80 € zu bleiben, so viel Widerwillen habe ich seit der Pubertät nicht mehr in mir gespürt.

Also habe ich mein Budget auf 100 € erhöht. Ich schwankte ohnehin zwischen 80 und 100, und ein weniger restriktives Budget gibt mir mehr Freiraum, es auch tatsächlich durchzuhalten.

Denn ich will ehrlich sein: In den letzten Wochen habe ich oft darüber nachgedacht, ganz aufzuhören und mich der Einfachheit halber gleich komplett dem unkontrollierten Konsum hinzugeben. Wozu es überhaupt noch versuchen, wenn ich schon gescheitert bin? Mäßigkeit gehört nicht zu den mir mitgegebenen Tugenden.

Ich riss mich zusammen, so gut es ging, und nahm die 100 € als neues Budgetziel an, um mir überhaupt eine Chance zu lassen, durchzuhalten. Und damit lag der Januar wieder im grünen Bereich.

Grund 3: Kaputte Sachen sind kaputt

Zudem gibt es auch ganz praktische Gründe außerhalb meines problematischen Konsumverhaltens, weswegen ich mein ursprüngliches Budget gerissen habe. Zum Beispiel das schleichende „Verbrauchen“ meiner BHs. Seit Jahren schwindet mein Bestand an bequemen BHs heimlich, gleichzeitig vergrößert sich der Pool aus zwickenden, schlecht sitzenden, ausgeleierten BHs, die ihr Dasein nur noch in der Schublade fristen. Was sich durch mein No-Buy nochmals verschärft hat. Als jetzt Anfang Februar einer meiner letzten 3 halbwegs gut passenden BHs seinen Geist aufgab, reichte es. Meine Zeit ist zu schade für kneifende, rutschende BHs! Das ist eine Frage des Komforts!

Aber wer schon einmal BHs gekauft hat, weiß: Die Dinger sind teuer. Und wenn sie ein paar Jahre halten sollen, kosten sie noch mehr. Ich habe vier neue gekauft und dabei „nur“ rund 85 Euro Minus gemacht. Autsch.

Dann die Socken: Wer mich kennt, erkennt mich an den typischen Löchern in den Socken. Am Ballen durchgelaufen, am großen Zehennagel durchgescheuert. Der Klassiker. Nach meinem No-Buy-Jahr ohne neue Sockenkäufe brauchte ich neue Socken: 10 € weg.

Gleichzeitig gingen zwei Jeans in die Knie: Das Elastan war am Ende seiner Lebenszeit angekommen, die Jeans hängen traurig an mir herunter. Dabei habe ich jetzt schon nur wenige Jeans und trage kaum andere Hosen. Also: Neue Jeans kaufen, 40 €. Und schon war das Budget wieder überschritten. Wie ätzend.

Den Umgang mit größeren Ausgaben lernen mit dem Notfallbudget

Ich grübelte nach, was das für mich heißt – abgesehen davon, dass ich offensichtlich noch mehr an meiner Moderation arbeiten muss, denn hätte ich Anfang Januar nicht etwa 40 € für Quatsch ausgegeben, wäre alles nicht so eng gewesen. Ich überlegte und kam irgendwann auf die Idee, noch einen zweiten virtuellen Geldtopf aufzumachen. Ein Notfallbudget, das ich benutzen kann, wenn ich entweder mein normales Budget für den Monat schon aufgebraucht habe, oder wenn eine größere Anschaffung auf einen Schlag nötig wird. Weil mir die Übersicht zu fehlen scheint, das vorher zu bemerken.

Ich benutze dieses Jahres-Notfallbudget in Höhe von 250 €, um mir die Chance zu geben, aus meinen Fehlern zu lernen. Es ist vielleicht nicht die klügste Idee gewesen, mir direkt im Anschluss an ein No-Buy-Jahr ein sehr striktes Budget aufzuerlegen. Aber irgendwann muss ich einen besseren Umgang mit Konsum lernen.

Ich faile beim No-Buy: Wie ich es nicht schaffe, mich auf einen Nachkauf zu beschränken

Es stimmt. Ich probiere gerne neue Sachen aus. Ich habe schon darüber geschrieben, dass es zum Teil daran liegt, dass ich einfach Spaß daran habe, neue Dinge zu entdecken.

Aber eine andere Facette ist mir inzwischen auch klar geworden: Ich habe für einige „Probleme“ noch keine „Lösung“ gefunden, oder, noch schlimmer: Meine „Lösung“ gibt es nicht mehr.

Ich will doch nur testen!

Ein Beispiel: Salz-Spray fürs Haar. Ich habe seit ein paar Jahren einen Bob, und ich mag es, meine Haare wuschelig zu tragen. Gutes Salzspray ist dafür toll, es gibt Textur und macht die Haare ein bisschen strähnig, aber nicht zu sehr. Mein geliebtes Bamboo-Salzspray gibt es jetzt aber einfach nicht mehr. Also: Neues suchen. Und da es für solche haarsachen einfach keine Tester gibt, bin ich auf einen Glücksgriff angewiesen.

Ich war stark und habe nur ein neues Salzspray gekauft, nachdem das alte, gute leer war. Und: es ist einfach schlecht. Es macht die Haare strohig und trocken, aber dabei nicht griffig, sondern schlapp und schwer. Worst-of-Salzspray von der Eigenmarke von Rossmann. Also werde ich nachher ein neues suchen. Vielleicht habe ich ja dieses Mal Glück.

Und neulich sind mir meine Gesichtstoner ausgegangen. Nicht zuletzt, weil der Toner von meinem Mann mitbenutzt wurde – und jetzt gibt es den „Aloe Toner 98%“ von Holika Holika nur noch als Import. Orr. Und gute Toner ohne Mikroplastik, Alkohol und Gedöns gibt es eh nicht in der Drogerie soweit ich weiß – und dabei will ich doch Versandkosten und Verpackungsmüll sparen… Also habe ich drei (jaja) Toner bestellt, in der Hoffnung, dass einer von ihnen gut ist und ich nichts neu bestellen muss. (Und dass einer von ihnen in den Besitz meines Mannes übergehen wird.)

Und jetzt habe ich das umgekehrte Problem: Sie sind alle ziemlich gut! Ich werde sie also nacheinander aufbrauchen und muss mich genauer beobachten und eine Möglichkeit finden, wie ich sinnvoll Dinge nachkaufen kann, die ich nicht selbst testen kann.