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No-Buy 2023: Meine Regeln

Es ist 2023, und ich mache wieder ein No-Buy-Jahr. Nachdem ich 2019 schon einmal ein Jahr lang ein No-Buy gemacht habe, scheint es mir wieder an der Zeit zu sein.

Wieso ein No-Buy 2023?

Kurz: Weil ich angefangen habe, wieder impulsiver zu kaufen. In den letzten Jahren sind einige neue Hobbies und Interessen dazugekommen. (Das passiert mir immer mal wieder, kein Grund zur Beunruhigung.) Ich habe Füller gekauft und Tinten und schöne Notizhefte. Ich habe wieder einmal angefangen, Gitarre zu lernen, und dieses Mal bin ich schon fast ein Jahr recht kontinuierlich dabei und sehr stolz darauf! Ich habe angefangen, Musik zu produzieren und zu veröffentlichen. Ich spiele wieder mehr Pen&Paper-Rollenspiele.

Tja, und so ein bisschen habe ich auch wieder angefangen, Träume und Wünsche in mein Kaufverhalten einfließen zu lassen. Auf die für mich ungesunde, unreflektierte Art. Das mag ich nicht, und damit will ich wieder aufhören.

Und ich will mehr über mich lernen. Noch mehr. Ich weiß jetzt, ich kann ein No-Buy-Jahr durchhalten. Aber ich weiß immer noch nicht, wie ich für mich gesund und möglichst nachhaltig konsumieren kann. (Haha, nachhaltiger Konsum, verstehste?) Das möchte ich dieses Jahr lernen.

Meine No-Buy-Regeln

Wie 2019 beginne ich damit, meine Regeln festzuhalten. Und weil ich neue Interessen und neue Hobbies entdeckt habe, muss ich meine Regeln natürlich anpassen:

  • Dieses Jahr geht es mir darum, mir wieder mehr bewusst zu werden, wann ich kaufe und warum, und mehr Kontrolle über meine Impulse zu lernen. Darum gilt auch dieses Jahr:
  • Keine Impulskäufe.
  • Im Speziellen: keine neuen
    • Kleidung & Schuhe
    • Makeup & Pflege
    • Brettspiele oder PC-Spiele
    • Elektronik & Instrumente
    • Füller, Tinten, Notizbücher, Stationery
    • Schmuck, Bastelkram & Accessoires
    • Rollenspiel-Regelbücher & Würfel
  • Sollte ein verbrauchbares Produkte einer Produktkategorie fehlen, weil ich es verbraucht habe oder es schlecht geworden ist, darf ich ein gleichwertiges Produkt nachkaufen.
  • Produktkategorien könnten z.B. sein: Sonnencreme, Mascara oder Tinten. Dem aktuellen Stand nach zu urteilen ist es unwahrscheinlich, dass dieser Fall für etwas anderes als für Augenbrauenstifte und Mascaras eintritt.
  • Wenn etwas kaputt geht, darf ich Geld für Ersatzteile ausgeben. Das könnte mir erfahrungsgemäß bei Füllern oder Instrumententeilen passieren.
  • Die Kategorien Essen, Gesundheit und Hygiene sind vom No-Buy ausgeschlossen.
  • Dinge, die ich zum Malen oder für Kunst unmittelbar brauche, sind erlaubt.
  • Unternehmungen wie Essen gehen, ins Café gehen, Massage, Friseur sind erlaubt.
  • Geschenkgutscheine dürfen unter Einhaltung der anderen Regeln verwendet werden.
  • Geschenke von anderen sind in Ordnung.
  • Geschenke für andere darf ich kaufen
  • Ich muss aufpassen, wenn ich erlaubte Dinge kaufe, nicht in Kompensationsverhalten abzugleiten.

Zusätzlich möchte ich mir vier Mal in diesem Jahr die Möglichkeit geben, eine gezielte Ausgabe zu machen. Je am Ende der Monate März, Juni, September und Dezember möchte ich sehr reflektiert und unimpulsiv bis zu maximal 150 € für Dinge verwenden können, die ich wirklich gerne hätte. Ich möchte mich dabei vor allem selbst beobachten und sehen, wofür ich mein Geld ausgeben will, wenn ich es nur so selten tun darf. Nachdem 2020 mein Budgetplan grandios durch Corona gescheitert ist hoffe ich, so mehr darüber zu lernen, wie ich außerhalb eines No-Buys möglichst nachhaltig (sprich: möglichst wenig) konsumieren kann.

Wenn ich das Geld nicht (komplett) ausgebe, überträgt sich der Restbetrag auf das nächste „Einkaufsfenster“. Nicht, damit ich dann extra viel ausgeben kann, sondern, weil ich mich kenne: Es könnte mir nämlich passieren, dass ich die 150 € einfach auf den Kopf haue, weil es die einzige Gelegeheit in naher Zukunft ist. Das ist nicht sinnvoll. Also: Das Budget von 150 €, das ich nicht ausgebe, darf ich drei Monate später mitbenutzen. Wenn ich will.

Das war’s auch schon. Regeln fertig!

Okay, fast. Ich möchte an dieser Stelle noch eine Ausnahme machen: Mir fehlen für ein Projekt, das ich schon seit 2 Monaten mit mir herumtrage, Glasperlen. Die würde ich gerne noch kaufen, aber vielleicht mache ich das auch einfach Ende März.

Und? Lust, mitzumachen?

Kultur: Rette sie, wer kann!

Wenn die Ärzte bei den tagesthemen auftauchen, um über die Probleme des Kultursektors zu reden, dann muss die Kacke ganz schön am Dampfen sein.

Kulturbetrieben und Künstler*innen geht es schlecht. Veranstaltungen fanden dieses Jahr kaum statt, und Herbst und Winter versprechen, die Situation weiter zu verschärfen. Vernissagen, Konzerte, Theater, nix geht, alle bleiben zu Hause.

Und die Kultur geht ein.

Menschen unterstützen, nicht Corporations

Muss das so sein? Nein, natürlich muss es das nicht! Wir alle sind Kultur. Wer nicht selbst Kultur schafft, konsumiert sie doch zumindest, redet über Serien, Musik oder Filme, über coole Events und Sachen, die si*er neu entdeckt hat und einfach mega findet. Kultur ist wichtig. Ohne sie sind wir kaum mehr als stumpfe Tiere.

Aber was tun? Weggehen ist nicht bei den aktuellen Zahlen. Also, wie Kultur unterstützen, so dass idealerweise noch was bei den Künstler*innen ankommt? Denn klar können wir uns jetzt alle bei Spotify, Apple Music und Co. berieseln lassen. Aber hilft das den Künstler*innen denn? Sorgen wir so dafür, dass die Kultur die Krise überlebt, die wir lieben? Bleiben wir der Einfachheit halber bei Musik: Künstler*innen bekommen von einem Stream normalerweise weniger als einen Cent. Nicht gerade großzügig. Und dann ist der Markt auch noch unfair: Große Label pushen die, bei denen der höchste Profit zu erwarten ist, und schöpfen vom Gewinn dann das Maximum ab.

Cool geht anders.

Corona kann eine Chance sein – wenn wir das wollen

Zum Beispiel so: Seit längerer Zeit macht Bandcamp von sich reden als Hafen für unabhängige Künstler*innen und kleine Label. 15% nimmt die Plattform von Verkäufen, übernimmt Hosting und Streaming. Und ich liebe es!

Schon bevor Corona die Welt überrollte, gab es bei Bandcamp hin und wieder den „Bandcamp Friday“. Während dieses Tages verzichtet die Plattform komplett auf ihre Prozente. Perfekte PR, und super für kleine Künstler*innen. Und seit Corona da ist, gibt es den Bandcamp Friday regelmäßig jeden ersten Freitag im Monat. Die Seite IsItBandcampFriday sagt, wann der gesamte Umsatz an die Künstler*innen geht.

Auf Bandcamp zahlt man nicht regelmäßig für ein Abo, sondern für den Besitz von Musik, inklusive Download. Oldschool! Streaming ist trotzdem inklusive, und das macht das Modell richtig bequem und super.

Was ich gerade höre

Genug Aufruf zur Unterstützung. Hier sind meine persönlichen Entdeckungen. Hört rein, und wenn es euch gefällt, kauft euch ein Stück von der Kultur, die ihr in die Zukunft hinüberretten wollt!

Minimales Elektro: roots & engines

Minimal-Elektro aus Hinterzarten. Ein experimentelles Album, das über den Zeitraum von acht Jahren gewachsen ist. Es groovt gruftig!

Smoothes ambient Synth: lastfuture

Ruhiger Minimalismus, wie der melancholische Soundtrack zu einem Space-Exploration-Game.

Experimental progressive Rock: Soleil Macabre

Leckerer Progsound. Lange, atmosphärische Stücke, die sich entwickeln und ausbreiten.

Scheckno aus Heidelberg: Slow Bar

Tiefenentspannte Sounds in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen haben sich auf dieser Compilation zusammengefunden. Zurücklehnen, Ohren aufsperren, chillen.

Es gibt kein Zurück: Wie ich mein Budget änderte, um durchzuhalten

Der Januar ist vorbei, und ich habe mein Budget von 80 € schon gerissen. Aber sowas von. Statt der geplanten 80 € habe ich im Januar 95,94 € für alle möglichen Dinge ausgegeben. Für Mascara und Lippenstifte, für Socken und Deo. Boah, wie uncool!

Klar: Mein Overspending hat Gründe. Da wäre zum Beispiel der Fakt, dass ich ein Jahr lang nichts gekauft habe, was ich nicht vorher aufgebraucht habe. Ich würde lügen, würde ich nicht zugeben, dass das in mir eine gewisse Neugierde auf neue Dinge geweckt hat. „Was hab ich verpasst? Was gibt es neues?“

Grund 1: Alte Muster, alte Wünsche

Und das sind meine alten Muster. Mein Wunsch, neue Dinge zu entdecken. Und ich habe es nicht gemerkt, oder vielleicht habe ich gedacht: „Hey, das No-Buy-Jahr 2019 ist vorbei! Jetzt darf ich!“ Super Story, die ich mir da erzählt habe. Das Problem ist nur, dass ich während meines No-Buy-Jahres nicht sehr gut geübt habe, mit meinen Kaufimpulsen sinnvoll umzugehen. Ich habe gelernt, sie zu unterdrücken und wegzuschieben. Dass das zwei verschiedene Dinge sind, merke ich jetzt.

Grund 2: Reaktanz

Und dann war da die Sache mit den 80 €. Die Zahl hatte ich an meinem alten Taschengeld von irgendwanneinmal orientiert. Das rächte sich: Ich war so widerwillig, innerhalb dieser 80 € zu bleiben, so viel Widerwillen habe ich seit der Pubertät nicht mehr in mir gespürt.

Also habe ich mein Budget auf 100 € erhöht. Ich schwankte ohnehin zwischen 80 und 100, und ein weniger restriktives Budget gibt mir mehr Freiraum, es auch tatsächlich durchzuhalten.

Denn ich will ehrlich sein: In den letzten Wochen habe ich oft darüber nachgedacht, ganz aufzuhören und mich der Einfachheit halber gleich komplett dem unkontrollierten Konsum hinzugeben. Wozu es überhaupt noch versuchen, wenn ich schon gescheitert bin? Mäßigkeit gehört nicht zu den mir mitgegebenen Tugenden.

Ich riss mich zusammen, so gut es ging, und nahm die 100 € als neues Budgetziel an, um mir überhaupt eine Chance zu lassen, durchzuhalten. Und damit lag der Januar wieder im grünen Bereich.

Grund 3: Kaputte Sachen sind kaputt

Zudem gibt es auch ganz praktische Gründe außerhalb meines problematischen Konsumverhaltens, weswegen ich mein ursprüngliches Budget gerissen habe. Zum Beispiel das schleichende „Verbrauchen“ meiner BHs. Seit Jahren schwindet mein Bestand an bequemen BHs heimlich, gleichzeitig vergrößert sich der Pool aus zwickenden, schlecht sitzenden, ausgeleierten BHs, die ihr Dasein nur noch in der Schublade fristen. Was sich durch mein No-Buy nochmals verschärft hat. Als jetzt Anfang Februar einer meiner letzten 3 halbwegs gut passenden BHs seinen Geist aufgab, reichte es. Meine Zeit ist zu schade für kneifende, rutschende BHs! Das ist eine Frage des Komforts!

Aber wer schon einmal BHs gekauft hat, weiß: Die Dinger sind teuer. Und wenn sie ein paar Jahre halten sollen, kosten sie noch mehr. Ich habe vier neue gekauft und dabei „nur“ rund 85 Euro Minus gemacht. Autsch.

Dann die Socken: Wer mich kennt, erkennt mich an den typischen Löchern in den Socken. Am Ballen durchgelaufen, am großen Zehennagel durchgescheuert. Der Klassiker. Nach meinem No-Buy-Jahr ohne neue Sockenkäufe brauchte ich neue Socken: 10 € weg.

Gleichzeitig gingen zwei Jeans in die Knie: Das Elastan war am Ende seiner Lebenszeit angekommen, die Jeans hängen traurig an mir herunter. Dabei habe ich jetzt schon nur wenige Jeans und trage kaum andere Hosen. Also: Neue Jeans kaufen, 40 €. Und schon war das Budget wieder überschritten. Wie ätzend.

Den Umgang mit größeren Ausgaben lernen mit dem Notfallbudget

Ich grübelte nach, was das für mich heißt – abgesehen davon, dass ich offensichtlich noch mehr an meiner Moderation arbeiten muss, denn hätte ich Anfang Januar nicht etwa 40 € für Quatsch ausgegeben, wäre alles nicht so eng gewesen. Ich überlegte und kam irgendwann auf die Idee, noch einen zweiten virtuellen Geldtopf aufzumachen. Ein Notfallbudget, das ich benutzen kann, wenn ich entweder mein normales Budget für den Monat schon aufgebraucht habe, oder wenn eine größere Anschaffung auf einen Schlag nötig wird. Weil mir die Übersicht zu fehlen scheint, das vorher zu bemerken.

Ich benutze dieses Jahres-Notfallbudget in Höhe von 250 €, um mir die Chance zu geben, aus meinen Fehlern zu lernen. Es ist vielleicht nicht die klügste Idee gewesen, mir direkt im Anschluss an ein No-Buy-Jahr ein sehr striktes Budget aufzuerlegen. Aber irgendwann muss ich einen besseren Umgang mit Konsum lernen.

2020: Das Jahr, in dem ich ein Budget aufnahm

Ich habe beschlossen, 2020 ein Budget zu führen. Das wird für mich eine Herausforderung. Ein Jahr (fast) nichts zu kaufen war schon schwierig, ein Budget einzuhalten wird aber voraussichtlich noch schwieriger. Während es mir relativ leicht fällt, meinem Konsumwunsch freien Lauf zu lassen oder mich komplett zu enthalten, ist es für mich ungleich schwerer, ein gutes Maß zu finden und zu halten.

Ein Maß zu halten habe ich bisher einfach nicht lernen müssen. In der Zeit, in der ich kein Geld auszugeben hatte, konnte ich es nicht lernen, weil mir das Geld fehlte. Und danach kenne ich nur das Gefühl, mir jeden Wunsch unmittelbar zu erfüllen und mir so vorzuspielen, ich müsste mir um Geld niemals Sorgen machen.

Existenzieller Frugalismus, Boomer!

Das stimmte natürlich nie. Ich wundere mich kein Stück, dass meine Generation nicht nur aus Umweltgründen spart. Frugalismus heißt der aktuelle Lifestyle, den die Boomer nie nötig hatten. Und wenn ich das Wort „Rente“ höre, bekomme ich aus mehreren Gründen Schnappatmung. Darum ist auch mein Konsumverzicht irgendwo zwischen Umweltschutz, Kapitalismusverweigerung, Sinnsuche und Lebensnotwendigkeit angesiedelt.

Den sorgsamen Umgang mit Geld wirklich zu lernen ist eines meiner Ziele für dieses Jahr. Ich will keinen sorglosen Konsum mehr, der mehr kaputtmacht, als ich mir ausmalen kann. Ich will nicht von personalisierter Werbung verfolgt werden, bis ich zu einem Shoppingzombie werde, der brav kauft, was ihm vorgesetzt wird. Und ich will mich auch nicht daran beteiligen, unseren Planeten buchstäblich kaputtzukonsumieren.

80 € für nachhaltigen Konsum

Seit ich selbst Geld verdiene, musste ich nicht mehr mit einem Budget auskommen. Ich war daher ein wenig ratlos, wie hoch ich es ansetzen sollte. Früher bekam ich 60 Mark im Monat Taschengeld, und dafür musste ich mir alles kaufen: Schulsachen, Kleidung, Schuhe. (Als Jugendliche waren Wohnung und Essen inklusive.) Mit diesen umgerechnet knapp 30 € im Monat würde ich vermutlich nicht mehr auskommen, auch, weil diese 30 € heute inflationsbedingt nur noch eine Kaufkraft von etwa 23 € haben.

Ich überlegte also hin und her. 50 € erscheinen mir zu knapp, wenn ich davon alles kaufen muss, was ich im kommenden Jahr so kaufen muss, von Shampoo über Concealer, von neuen Schuhen bis hin zu Jeans, von einer neuen Winterjacke, die voraussichtlich ansteht, bis zu Büchern, Spielen und anderem Firlefanz. Es ist mir wichtig, dass ich mein Budget auch einhalte. Ich will mich nicht mit zu ehrgeizig gesteckten Regeln scheitern lassen. 100 € scheinen mir andererseits zu viel, das wären immerhin 1200 € auf das ganze Jahr gesehen. Und ich wollte im Jahr unter 1000 € bleiben.

Ein Budget braucht Regeln

Mein Budget wird bei 80 € im Monat liegen, was 960 € auf das Jahr gesehen macht. Die kann ich für Kleidung, Pflegedinge, Schminkzeug, Schuhe, Bücher, Elektroniksachen, Spiele, Deko, Geschirr oder Schmuck ausgeben. Ich setze mir selbst die Regel, dass ich mein Monatsbudget nicht überziehen darf. Ich darf mir nichts von meinem „zukünftigen Ich“ ausleihen. Aber wenn ich das Budget in einem Monat nicht ausschöpfe, wandert der Rest in den nächsten Monat.

Wenn ich diesen Betrag jetzt so vor mir sehe, ist das ganz schön viel Geld. Mal sehen, wie ich in einem Jahr darüber denke.

Gibt es ein Leben nach dem No-Buy? Von Geld, Kontingenten und Budgets

Ein Jahr lange nichts kaufen hat Spuren hinterlassen. Auf dem Konto und in meinem Verhalten. Aber wie jetzt weitermachen? Nie wieder etwas kaufen? Für immer nix?

Vielleicht wäre das gar nicht so schlecht. Konsumverzicht ist sicherlich eine von vielen Möglichkeiten, den CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Und ich tendiere wie immer zu Extremen: Alles oder nichts, ganz oder gar nicht. Eine meiner Lernaufgaben in diesem Leben scheint zu sein, Ambiguitäten auszuhalten und Mittelwege für mich zu erschließen. Vielleicht mit einem Budget? Hmm. Das Problem:

Ich hasse Budgets.

Ich mag es nicht, im Kopf zusammenzählen zu müssen, wie viel ich in einem Monat für X ausgegeben habe oder für Y. Es erinnert mich so sehr an die Zeit, in der ich am 15. genau noch 43 Euro hatte, um mir Essen für den Rest des Monats zu kaufen, und danach war alle. Es zieht mich runter. Es fühlt sich dunkel an und bitter. Ich hasse es, ja, aber ich brauche ein Maß, um mich zu regulieren. Denn von mir aus, automatisch, kommt das wie ich gelernt habe nicht.

Ein festes Budget wäre die eine Möglichkeit. Eine zweite wäre die Einschränkung, nur Ersatz zu kaufen für Dinge, die kaputt oder verbraucht sind – also das No-Buy weiter durchhalten. Die dritte Möglichkeit wäre ein Kontingent, also mir nur eine bestimmte Anzahl an Dingen in einem festgelegten Zeitraum zu erlauben.

Budget oder Kontingent?

Ich überlege also hin und her. Ein Budget würde meinem Konto sicher gut tun. Meine Ausgaben wären über das Jahr planbar, was sich irgendwie erwachsen anfühlt. Wie viele Dinge ich erwerbe und ob ich mein Budget ausschöpfe, wäre mir selbst überlassen.

Ein Kontingent auf der anderen Seite würde mir eine bestimmte Zahl an Käufen im Monat oder Quartal erlauben. Ungeachtet des Preises. Vorteil ist, dass die Menge an Zeug von vornherein begrenzt wäre, ich also nicht mehr als 12 oder 24 oder wie viel auch immer Dinge im Jahr erwerben würde. Aber was das kostet? Schwer zu sagen.

Grundsätzlich habe ich zwei Grundtendenzen in mir: Ich will gerne faire Preise für gute Qualität zahlen. Aber kaum bin ich an diesem Punkt, wird es schon schwierig, denn gute Qualität bedeutet nicht unbedingt hochpreisig. Und was genau fair ist, ist in unserer kapitalistischen Welt sehr schwer auseinanderzufuddeln. Ich würde sogar sagen: Es ist in unserer kapitalistischen Welt absichtlich schwer auseinanderzufuddeln.

Gleichzeitig habe ich den Drang in mir, viele Dinge haben zu wollen. Darauf bin ich nicht stolz, aber ich kann auch nicht so tun, als wäre es anders. Nur, indem ich diesen Drang, möglichst viel haben zu wollen, anerkenne und ihm nachspüre, kann ich lernen, warum das so ist, woher das kommt und wie ich damit umgehen kann. Oder, um ein Bild zu bemühen: Nur, weil ich die Augen an einer vielbefahrenen Straße zumache, fahren davon nicht weniger Autos. Aber ich laufe eher Gefahr, aus Versehen überrollt zu werden.

Ein Budget hätte also den Vorteil, meine finanziellen Ausgaben planbar zu machen, würde mir aber kein Limit an Dingen geben. Ein Kontingent andererseits würde mich in der Menge der Dinge einschränken, die ich kaufen kann, aber nicht im Preis.

Heilung durch Budgetierung

Meine schlechten Erinnerungen an erzwungene Budgetierung sind für mich ein Schlüsselpunkt in meinem Verhalten. Ich weiß, dass ich oft Dinge sinnlos kaufe, um mich frei zu fühlen. Um mir zu beweisen, dass ich es mir jetzt endlich mal leisten kann. Um mich zu belohnen. Ich muss lernen, das zu durchbrechen – und genau darum werde ich für 2020 mit der Budget-Methode arbeiten.

Macht ihr mit?